wortwerke.
„Achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen“. Diese Worte findet man im Talmud. Und diese Worte haben mich zu ‚wortwerke‘ inspiriert. Mit ‚wortwerke‘ will ich aufzeigen, dass jeder von uns etwas bewirken kann, und zwar mit dem Handwerkszeug der Worte.

Täglich lese ich in der Zeitung über Gräben, die sich durch die Gesellschaft ziehen, Menschen die sich abgehängt fühlen, oder nicht abgeholt. Nicht ernst genommen, nicht mehr verbunden mit dem Gros der Gesellschaft, nicht mehr gewollt in einer Gemeinschaft. Social Media bekräftig uns ständig in unseren Unterschieden, betont, was uns voneinander trennt. Wir finden uns wieder in individuellen Filterblasen und Echo Räumen. Es gibt die einen, und die anderen. Kategorisiert nach Alter. Bildungsstand. Geschlecht. Herkunft. Ich will dieses Narrativ so nicht hinnehmen. Ich bin überzeugt davon, dass uns Menschen viel mehr verbindet, als uns trennt. Wie aber kommen wir wieder zusammen?
„Mitnehmen, zuhören, versöhnen.“ Diese Überschrift findet sich in der Süddeutschen Zeitung vom vergangenen Freitag (Nr. 19, Freitag, 24. Januar 2020, Seite 21). Sie gehört zu einem Artikel über Angela Merkels Rede beim diesjährigen Weltwirtschaftsforum in Davos. Diese Worte fassen meiner Meinung nach treffend zusammen, worum wir uns als Gesellschaft intensiv bemühen müssen.

Zugehörigkeit ist ein menschliches Grundbedürfnis. Wenn Menschen also formulieren, sich abgehängt zu fühlen, ist das mehr als nur eine Worthülse. Was diese Menschen eigentlich äußern, ist ein Schmerz. Ein Schmerz, der ernst genommen werden will. Die Forschung zeigt, dass bei Einsamkeit dieselben Hirnareale aktiviert sind wie bei körperlichen Schmerzen. Wir Menschen sind evolutionstechnisch so angelegt, dass wir zu einem Stamm gehören wollen. Zu einem größeren Verbund gehören müssen. Einer Familie. Einem Freundeskreis. Gemeinsamkeit bedeutet Schutz. Alleine, getrennt von der Gemeinschaft, waren wir früher verloren. Alleine sind wir auch heute noch verloren.
Die Worte der Kanzlerin sollten auch wir als Appell verstehen. Mitnehmen, zuhören, versöhnen. Und wir können ganz klein anfangen. Bei unseren Worten.
„Worte sind Brücken“.
Ferdinand Ebner.
Worte schaffen Verbindung. Aber nicht im luftleeren Raum. Sie brauchen den Austausch. Miteinander zu sprechen, zu kommunizieren, kann uns helfen, bestehende Gräben zu überwinden. Kommunikation ist der erste Schritt, und bleibt die wichtigste Handlung, wenn wir tatsächlich alle mitnehmen wollen. Der Begriff der ‚Kommunikation‘ ist momentan in aller Munde, und wird trotzdem ganz individuell gelebt und betrachtet. Ich verstehe Kommunikation analog der Wortherkunft:
Communicare (lat.) – etwas gemeinsam machen. Etwas mit jemandem teilen.
Nicht nur: etwas mitteilen. Etwas gemeinsam machen. Nicht nur: miteinander sprechen. Wenn Kommunikation stattfindet, gehen wir in Kontakt. Kommunikation ist sichtbar gemachte Verbindung. Durch Kommunikation wird aus dem Wort eine Handlung.